Joseph Beuys. Parallelprozesse.
ACKERMANN, Marion & MALZ, Isabelle (Hrsg.)
München: Schirmer/Mosel, 2010.
Vierundzwanzig Jahre nach seinem Tod feiert die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen den Künstler, Lehrer und politischen Aktivisten Joseph Beuys (1921-1986) an seiner Wirkungsstätte Düsseldorf. Zu Lebzeiten heftig diskutiert und von vielen angefeindet, zählt Beuys heute zu den wichtigsten und innovativsten Figuren der künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts und wird in einem Atemzug mit Marcel Duchamp und Andy Warhol genannt.
Für Beuys waren Kusntschaffen, Lehre und politisches Engagement untrennbar miteinander verbunden. Um komplexe Denkprozesse zu veranschaulichen, bediente er sich jeden Mediums, jeder noch so unkonventionellen Ausdrucksform. Er revolutionierte die Bildhauerei mit neuen Materialien wie Filz, Honiog und Fett, die er als Metaphern für psychische Zustände und physische Befindlichkeiten einsetzte. Er brachte unseren Begriff von Skulptur ins Fließen und löste ihn gleichzeitig auf, indem er seine Vision in Aktionen überführte, die zwischen Happening, Pantomime und schamanistischen Ritualen angesiedelt waren. In seinen frühen, hochsensiblen Zeichnungen und Aquarellen entwickelte er eine ganz eigene Ikonographie, in der die Tiermythen von Hirsch und Biene vor dem Hintergrund pantheistischer Naturvorstellungen aufeinandertreffen.