Transformationen des Wir-Gefühls
BLOMERT, Reinhard & KUZMICS, Helmut & TREIBEL, Annette (Hrsgb.)
Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1993.
Die europäische Integration ist ein Dilemma, in das die beteiligten Staaten seit dem Zweiten Weltkrieg verstrickt sind. Die Mitgliederstaaten der EG fürchten eine Schwächung ihrer nationalen Position: dies läßt sie einerseits nach einem vereinten Europa streben (um die weltpolitische Position zu stärken), führt aber andererseits auch zu Widerständen gegen die Integration. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Übertraung von Souveränitätsrechten. Die Staaten ließen zwar die Bereitschaft erkennen, durch Absprachen untereinander diese Rechte hintanzustellen, aber die Übertragung solcher Rechte an eine höhere Instanz beschlossen sie lediglich für wenige Bereiche.
Eine der Folgen des fortdauernden Dilemmas ist, dass die nationalen Errungenschaften, die durch die Weigerung, Souveränitätsrechte abzugeben, geschützt werden sollen, durch eben diese Weigerung bedroht werden.