Gesellschaftliches Lernen. Wissenserzeugung und die Dynamik von Kommunikationsstrukturen

Gesellschaftliches Lernen

NOWOTNY, Helga & SCHMUTZER, Manfred E.A.
Frankfurt: Herder & Herder, 1974.

Kritik an der Gesellschaft kann nur dann sinnvoll betrieben werden, wenn man zugleich die "Kognitiven Selbstverständlichkeiten" untersucht, auf denen ihre wichtigsten Institutionen aufbauen. Heute sind dies in zunehmendem Maße die Kategorien von "Wissenschaftlichkeit" und "Rationalität", auf denen die verschiedenen sozialen, politischen und erzieherischen Überzeugungssysteme aufbauen. Will man jedoch solche Kategorien nicht länger als etwas Absolutes, Gegebenens hinnehmen, sondern versucht man sie - im Rahmen eines bestimmten institutionellen Kontexts wie etwa Schule oder Politik, als soziale Produkte zu analysieren, so stößt man bald auf die viel allgemeinere Problematik der sozialen Erzeugung und Verbreitung von dem, was als Wissen gilt. Hier setzt das vorliegende Buch an.

Es ist eine systematische Aufbereitung neuerer Entwicklungen aus dem Gebiet der kognitiven Psychologie, die einen informationsverarbeitenden Ansatz verfolgen, und stellt diese in einen sozialen Zussamenhang, der von der Interpretation der sozialen Strukturen als Kommunikationsstrukturen ausgeht. Die Erzeugung von Wissen wird als sozialer Vorgang gesehen und entsprechend problematisiert, indem nach den Bedingungen für die Erzugung der Akkreditierung, der Brauchbarkeit und dem Gebrauch von Wissen gefragt wird.